Kletterreise in die Red Rocks (USA, Nevada)

Im November 2016 ging es mit einer Gruppe von Freunden für 3 Wochen in die Wüste Nevadas nach Las Vegas. Die meisten Menschen verbinden "Vegas" mit Glücksspiel, einer feierwütigen Horde von Junggesellen und kommerziellem Wahnsinn. All das trifft hier haargenau zu! Bis jetzt habe ich keine krassere Stadt erlebt... 
Las Vegas hat aber auch eine andere Seite. Die Stadt befindet sich nur etwa 20 Meilen entfernt vom Naturreservat des Red Rock Canyon. Die Red Rocks sind einer der Kletter-Hot Spots der USA und landschaftlich außergewöhnlich schön. 


Für unsere Gruppe ergab sich eine unschlagbar spaßfördernde Kombination: 9 Lenggrieser Freunde, 1 Ferienhaus mit allen Schikanen, 2 Geländewagen, richtig viele lange Routen zum Tradklettern, hochwertige Sportklettersektoren und zu guter Letzt die Freuden der Partystadt! 


Hauptsächlich beschäftigten wir uns mit dem, was wir auch zu Hause am liebsten machen: Trad-/Alpinklettern in längeren Routen. Dabei beschränkten wir uns größtenteils auf moderate Klassiker des Gebiets. Meistens kann man da nicht viel falsch machen. 


Die Kletterei im Red Rocks-Sandstein ist einfach nur geil! Oft hat man es mit sehr strukturierter und leistiger Wandkletterei zu tun. Es gibt natürlich auch viele Risse. Diese müssen aber nicht immer geklemmt werden, was das Gebiet sehr europäerfreundlich macht. Oft dienen die Risse nur als perfekte Sicherungspunkte für mobile Klemmgeräte und können über griffige Felsstrukturen links und rechts davon „umgangen“ werden. Aber keine Angst, ein bisschen Klemmen wird in einigen Routen schon noch verlangt.
Viele der Kletterwege sind komplett clean und auch die Stände dürfen selber gebaut werden. Meistens ist das aber auch problemlos möglich. Natürlich gibt es auch komplett eingebohrte Routen. Diese sind aber deutlich in der Unterzahl. Die meisten der Mehrseillängentouren sind nicht besonders lang, was aber bei den kurzen Novembertagen nicht stört.
Für die Anfahrt ist ein geländegängiges Fahrzeug sehr hilfreich. Die Straßen Richtung Windy Peak oder Black Velvet Canyon sind sehr ruppig und ein etwas höherer Radstand ist recht hilfreich. Die Zustiege zu den Wänden führen oft über verwinkelte Pfade, die sich ihren Weg durch die stacheligen Pflanzen der Wüste suchen. 


Hier ein paar Multipitches, die ich nur empfehlen kann:

  • „Black Magic“, 5.8, 4 SL; “Trihardral”, 5.8, 4SL, beide an der Lotta Balls Wall im First Creek Canyon;
  • “Bourbon Street”, 5.9, 6 SL; “Frogland”, 5.8, 6SL; “Triassic Sands”, 5.10b, 6SL; alle am Whiskey Peak im Black Velvet Canyon; “Sour Mash”, 5.10a, 7SL; “Dream of wild Turkeys”, 5.10a, 10 SL; beide an der Black Velvet Wall im gleichnamigen Canyon;
  • “Unimpeachable Groping”, 5.10b, 8SL, gebohrt, Ginger Peak; “Chrimson Chrysalis”, 5.8+, 9SL; “Olive Oil”, 5.7+, 5SL; alle 3 Routen befinden sich im Juniper Canyon;
  • “Fridged Air Buttress”, 5.9+, 7SL, Icebox Canyon; “Rawlpindi”, 5.7, 4-5 SL, Pine Creek Canyon;
  • “Hot Fudge Thursday”, 5.9, 7SL; “Marions Melody”, 5.9+, 7SL; “Jubilant Song”, 5.8, 8SL; alle am Windy Peak dem südlichen Eckpunkt der Red Rocks und gleichzeitig ein schöner Aussichtsberg;
  • “Great Red Book”, 5.8, 2SL, Calico Hills; 

Natürlich gibt es auch noch viele andere gute Wege. Bei den absoluten Klassikern sollte man aber früh dran sein. Denn hier gibt es teilweise auch einiges an Traffic. 

Ein anderes Betätigungsfeld bieten die Calico Hills. Roter, strukturierter Fels mit vielen Henkeln und Leisten laden zum entspannten Sportklettern ein. Wir besuchten hier folgende Sektoren: Conundrun Crags, Gallery, Sweet Pain Wall, Black Corridor, Thompson und Panty Wall. Hier ist in einigen Sektoren auch sehr viel los, was bei der schnellen und einfachen Zugänglichkeit der jeweiligen Sektoren und der Qualität der Kletterei aber nicht verwundert. Die Routenauswahl ist groß und es lässt sich ganz gut ausweichen. 


Ergänzend zu den Klettertagen in den Red Rocks lohnt auch ein Ausflug in den Zion National Park mit seinen beeindruckenden hohen Sandsteinwänden und berühmten Routen, wie der "Moonlight Buttress".
In 2,5 Stunden Fahrzeit erreicht man diesen wunderbaren Ort. Wir machten einen Tagesausflug und kraxelten noch eine kurze Klettertour: „Led by Sheep“, 5.7, 4-5 SL. Hier handelt es sich um eine lohnende und einfache, aber landschaftlich herausragende Klettertour auf einen der vielen Gipfelkegel im Zion. Wer länger Zeit hat, kann sich hier auch Monate lang kletternd vergnügen, wobei man dann besser eine ordentliche Rissklettertechnik besitzt.
Für einen Ruhetag kann man auch noch den Hoover Dam einplanen. In 45 Minuten Autofahrt erreicht man diesen. Wenn man den halblehren Stausee sieht, weiss man wo das Wasser in Vegas herkommt. 

Natürlich standen auch noch die für Vegas typischen Punkte auf unserer Agenda. Die Freemont-Street kann ich nur empfehlen! Aber was genau in Vegas passiert ist, bleibt in Vegas! 


Hier noch ein paar Eindrücke zur Kletterreise: